Angelika Irgens-Defregger
Er galt seinerzeit als Raffael der Blumen: Pierre-Joseph Redouté. Mit seinen zarten und farblich äußerst delikaten Aquarellen entzückte der Pariser Blumenmaler selbst Königinnen: Marie Antoinette beispielsweise, die sich
bekanntermaßen gerne mit Dingen veredelten Geschmacks
umgab, sowie die „Rosenkaiserin“ Josephine, für die der 1759 geborene Sohn eines Dekorationsmalers, er beim Amsterdamer Blumenmaler Jan van Huysum
in die Lehre ging, mit äußerstem Raffinement und in akribischer Feinheit die schönsten Blumen im Garten Malmaison zeichnete.
Etwa zeitgleich entstanden auch Abbildungen veredelter Birnen, Quitten, Pflaumen, Kirschen, Beeren und Trauben seines Landsmanns Pierre Jean François Turpin. Auf die Idee, Pflanzen mit Knospen- und Blütenstand bis ins kleinste Detail zu porträtieren, hatte ihn der Botaniker Pierre Antoine Poiteau gebracht, den er 1791 kennengelernt hatte, als er in Haiti als französischer Soldat stationiert war. 420 seiner floralen Werke wurden in Kupfer gestochen und erschienen 1833 in einem Lehrbuch über Bäume und Pflanzen. Da blieb es nicht aus, dass der Künstler auch mit anderen bedeutenden Naturforschern wie Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland in Kontakt kam.
Schätze des Kunstverlags Blanc
Historische Druckplatten, welche die botanischen Studien von Redouté und Turpin sowie Tausende von Meisterwerken der europäischen Kunstgeschichte in
gleich hoher Qualität und Schönheit vervielfältigen, sind die Schätze des Münchner „Blanc Kunstverlag“. Dessen bunte Palette der Reproduktionskunst reicht von Atlanten und Stadtansichten über Jagdszenen, Technik-, Sport- und Tierdarstellungen bis hin zu berühmten Persönlichkeiten, Frauenschönheiten, Tierkreiszeichen und religiösen Motiven. Wer es im Format größer als Dürers Kupferstich „Melencolia“ (20x 26 cm) oder Grützners Genredarstellung feuchtfröhlichen Mönchslebens mit dem Titel „Goldklar“ (20 x 26 cm) haben will, greift zu Velázquez’ „Infantin Maria Theresia“ (84 x 110 cm) aus der Serie „Kinderbilder“ oder wählt Michelangelos „Erschaffung des Adam“ (115x52 cm) aus
der Rubrik „Große Klassiker“.
Als im Frühjahr letzten Jahres der Verlagsleiter Peter Blanc verstarb, übernahm der Papierhändler York von Schultzendorff mit seiner Tochter Florentine das Münchner Unternehmen, dessen Anfänge in das Jahr 1833 zurückreichen. „Ich habe Freude an diesem schönen Handwerk“, sagt der neue Inhaber. Er sieht sich in die Pflicht genommen, die Tradition der ehemaligen Kupferdruckerei Franz Hanfstaengels weiterzuführen.
Nachtrag: Florentine von Schultzendorff: "Inzwischen haben wir uns Copperprint genannt"